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BEGEGNUNGEN
MIT GOTT
GEDANKEN ZUR KIRCHENARCHITEKTUR DES ABENDLANDES
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Nürnberg: Evangelisch-methodistische Kirche
- Paulusgemeinde
4. Mein persönlicher Umgang mit "heiligen
Räumen"
Entscheidende, wichtige Begegnungen mit Gott gab es in meinem Leben
auch ausserhalb einer Kirche, ausserhalb eines Kirchenraums, - mitten
im Leben.
Im Bereich der Evangelisch-methodistischen Kirche, wo ich alt wurde,
kennt man den Begriff eines sakralen Raumes nicht. Trotzdem habe
ich keine Probleme im Umgang mit der "Heiligkeit" eines
Kirchenraums:
Hier, in diesem Raum, machte ich mein Verhältnis mit Jesus
fest, hier hörte ich über Jahrzehnte Gottes Wort - in
Schrift und Auslegung, hier begegnete mir Gott in Seinem Wort und
Seinem Mahl immer wieder neu, hier sang ich mit der Gemeinde Gottes
Lob und betete an, hier heiratete ich, hier wurden meine Kinder
getauft und gesegnet, hier gingen sie den Bund mit Jesus ein, hier
fand ich Wegbegleitung, von Menschen, die heute nicht mehr unter
uns sind, hier finde ich immer wieder Gemeinschaft mit Menschen,
die mit mir auf dem Weg sind.
Das Bekenntnis "heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der
Heiligen" schliesst somit für mich die Liebe zu diesem
Haus, zu diesem Raum ein.
Und die Psalmworte:
"...und ich werde bleiben im Hause der
Herrn immerdar."
"Wohl denen, die in deinem Hause wohnen;
die loben dich immerdar."
weisen von der Gegenwart in die Ewigkeit.
Psalm 23, 6 und Psalm 84, 5
Ein Kirchenraum ist dadurch für mich etwas Besonderes, anders
als mein Wohnzimmer, wenn ich vor dem Fernseher sitze.
In einer Sakristei Kaffee zu trinken, ist anders als in einer Kneipe,
wo geraucht, getrunken, Karten gespielt, geschimpft, geflucht wird.
Gelegentlich stehe ich in einer Kirchenruine, oder ich sitze allein
in einer Kirche. Wenn es ganz still ist, lasse ich manchmal in Gedanken
die Geschichte der Menschen an mir vorüberziehen, die hier
daheim sind / daheim waren:
Die Stolzen und Hochmütigen, die hier nur ihre Sonntagskleider
zeigten,
die Armen und Demütigen, die hier Vergebung ihrer Schuld fanden,
die, die offenen Herzens waren und Gottes Wort vernahmen,
die, die darauf eine Antwort gaben,
wenn es eine Klosterkirche war, - die Mönche und Nonnen, die
ihr ganzes Leben dem Gottes-Dienst hingaben und hier anbeteten,
die Bauern mit ihren abgearbeiteten Händen,
die Stadtmenschen mit ihren gepflegten Fingern,
die Kinder, die hier getauft wurden,
die Jugendlichen, die hier in Kommunion oder Konfirmation ihr "Ja"
zu diesem Gott festmachten, - oder wegblieben,
die Brautpaare, die hier vor diesem Altar ihren Bund fürs Leben
schlossen,
die Jungen und Alten, die hier zum Mahl des Herrn kamen,
die Gestorbenen oder Gefallenen, deren Tod hier verkündet wurde.
Die Steine der Mauern erzählen dann von Gottes Wort, das hier
gelesen und ausgelegt wurde, erzählen vom Gebet und vom Lob
Gottes in den Liedern, erzählen vom Schöpfer, von Jesus
dem Gekreuzigten, vom Auferstandenen, vom Wiederkommenden.
Gott ist so oft in ganz besonderer Weise da.
Mir bleibt ein Besuch in einer Synagoge unvergessen, als der Rabbi
mitten in seinem Vortrag den Satz einfügte:
"Ich hoffe, es ist jetzt niemand unter ihnen, der Gottes Nähe
nicht spürt!"
Denn Gott, der Heilige in Israel, war greifbar nahe!
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