|

Orientalische Krippe
|
Für die Herberge wurde fast
ausschließlich weißer Marmor verwendet.
Es werden damit die weißen, aus Marmor oder Muschelkalk errichteten
Gebäude Israels wiedergeben.
In seiner weißen, kalten Form soll er aber auch die unzugänglichen,
ablehnenden Herzen der Menschen symbolisieren; die Attika aus grauem,
hartem Granit und die geschlossene Tür aus Eichenholz diesen
Eindruck verstärken.
Geschlossene Türen, abweisende, gleichgültige Herzen -
ein "cooles", "cleanes", geordnetes Leben, das
keinen Heiland braucht.
Im Gegensatz dazu der Stall.
Für die rückwärtige Mauer wurden noch vorhandene
Steine verwendet.
Vielgestaltiges Material: Kalkstein, Granit, Travertin, Ziegel,
... geben ein Zeichen für die Unterschiedlichkeit der Menschen,
die den Heiland aufnehmen.
Holz aus verschiedenen Ländern: Ein Sinnbild des Evangeliums,
das seit damals um die ganze Welt lief.
Der Kontrast zur Herberge: Ein primitiver Stall. Offene Türen.
Nichts ist "clean", aber Gott und Mensch und Schöpfung
sind eins - so wie vormals.
Hirten knien zusammen mit den Weisen vor dem Kind, - dem König.
Und doch gibt ist eine unsichtbare Barriere:
Auf die Frage, wo wir denn lieber einkehren würden, in das
geordnete, bürgerliche Leben oder in einen fragwürdigen,
primitiven, schmutzigen, dreckigen Stall, werden sicher die Meisten
der "sauberen" Herberge den Vorzug geben.
Möglicherweise passen in den Stall noch die Hirten, diese "einfachen"
Menschen, aber doch nicht die Klugen und Einflussreichen, die vorher
am Königshof Gast waren!
Doch diesen war kein Weg zu weit, kein Stall zu schmutzig, um den
König zu finden.
Und hier fanden sie ihn!
Und beteten ihn an!
Ist dieser Stall auch unser Problem?
Ein Wort aus Lukas 2, zu den Hirten gesprochen, als Spruchband vor
der Krippe:
... siehe, ich verkündige euch (dir)
grosse Freude, ... , denn euch (dir) ist heute der Heiland geboren,
welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. ...
Lukas 2, 10 - 11
Es ist zu dem Menschen gesprochen, der vor der Krippe steht, vielleicht
noch den Heiland sucht, wie zuvor die Weisen - oder ihn schon gefunden
hat.
Nürnberg, Weihnachten 1998
|
|
|