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Glaubenskrippe
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Matthäus
listet in seinem Prolog zur Weihnachtsgeschichte Jesu Stammbaum.
Eigentlich langweilig, - doch ein Name lässt mich aufhorchen:
Salma zeugte Boas von der Rahab.
Evangelium nach Matthäus 1, 5
Rahab, ist das nicht die Frau, die im "Brief an die Hebräer"
mitten unter den grossen Glaubenszeugen des Alten Testaments genannt
wird?
Neben Noah, Abraham, Sara, Isaak, Jakob, Mose...
Durch den Glauben ward die Hure Rahab nicht
verloren mit den Ungläubigen, da sie die Kundschafter freundlich
aufnahm.
Brief an die Hebräer 11, 31
Rahab, eine Hure, eine Dirne, in Jesu Stammbaum?
Ich prüfe nach und lese im Alten Testament, im Buch
Josua.
Ja, es stimmt:
- eine Hure in Jesu Stammbaum;
- die unwürdige Geburt in einem Stall, in einer dreckigen Futterkrippe;
- der schreckliche Tod zwischen Mördern an einem Kreuz.
Gottes Liebe beugt sich in Jesus tief herab!
Für die Hirten, für die Könige, für die Reichen,
für die Huren, für die Armen, für die Alten, für
die Kinder, für die Mörder, für die Gerechten, für
die Heimatlosen, für die Satten, für die Sünder,
für die Hungrigen, für die Traurigen, für die Fröhlichen,
für die Tiere, für...
...für Dich und für mich!!!
Eine Jüdische Geschichte:
Ein junger Mann kommt zum Rabbi:
"Rabbi, vor langer Zeit war es doch möglich - wie die Schriften
sagen - Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Warum ist das heute nicht mehr möglich?"
Der Rabbi:
"Weil sich heute niemand mehr vor Gott so tief hinab beugen möchte!"
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Nun möchte ich noch etwas von der Krippe erzählen: Die
Krippenfigur.
Eigentlich nichts Besonderes, ein Expoxidharz-Immitat einer Blockkrippe
aus Ton. Ich fand sie 2003. Die Anmut der Maria gefiel mir so gut,
dass ich die Gruppe kaufte.
Dazu galt es nun, eine Krippe zu bauen. Da "stolperte" ich
über das Wort aus dem Prolog, dem Stammbau Jesu im Matthäus-Evangelium.
Ja, die Krippe sollte die Geschichte der Rahab erzählen, eine
Geschichte, die mich schon immer faszinierte. Aber die Erzählung
sollte keine historische Geschichte sein, sondern in die Gegenwart
gestellt werden.
So auch die Krippe. Wieder das Gegensätzliche, dieser Spannungsbogen
zwischen gestern und heute, zwischen menschlicher und göttlicher
Realität.
Die Stirnwand der Apsis.
Ziegelsteinchen, hergestellt aus aus alten Dachziegeln eines Mini-Einöd-"Hofes"
in der Nähe von Ansbach.
Diese Wand bäuerlich, rustikal, einfach.
Ja, und die Dachziegel des Bauernhofes haben eine eigene Geschichte:
Meine Mutter zog mit ihren Eltern um 1913 als neunjähriges Mädchen
von Ansbach in ein kleines Dorf westlich dieser Stadt: Elpersdorf.
In der Dorfschule fragte der Lehrer, neben wem sie denn sitzen wolle.
Ihre spontane Antwort: "Neben der mit den Sommersprossen."
Ein Mädchen aus oben genannten Mini-Einöd-Hof. So begann
eine lebenslange Freundschaft.
Ich lernte Lina, viel später in den sechziger Jahren, als ich
mein erstes eigenes Auto hatte, noch persönlich kennen. Und mit
ihr ihren "Hof". Vieles war schon verfallen. Aber der unvergessene
herrliche Blick vom Obstgarten hinter dem Haus - weit hinein bis in
das hohenlohische Land.
Meine Mutter und Lina, - so hieß das Mädchen mit den Sommersprossen,
zwei, die schon lange "daheim" sind.
So sollen hier die Steine reden!
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