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Glaubenskrippe - Rahab - Hinter dem roten Seil.
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0.
DIE STADT
Die Stadt - eine der Hauptstädte der Weltkultur.
Umfangreiche Sicherheitsanlagen. Eine starke Militärmacht mit
modernsten Waffen.
Die Bürger können sich geborgen fühlen.
Handel und Handwerk als Basis für Wohlstand und Reichtum.
Strassen und Gassen voll pulsierenden Lebens. Üppige Märkte.
Veranstaltungen und rauschende Feste: Freude, Lachen und Fröhlichkeit.
Auch die Religion kommt nicht zu kurz: Häuser verschiedener Glaubensrichtungen
und Götter, Priester und Geistlichkeit, feierliche Gottesdienste.
Es wird angebetet und es werden Opfer gebracht.
Aber Gesetzlosigkeit, Habgier, Neid, Egoismus, - kurzum, die Sünde
ist gross in der Stadt.
Und wenn man auch nichts davon wissen will, ist es doch eine geheime
Ahnung, tief im Herzen verwurzelt, dass es da doch noch einen anderen,
wahren Gott, geben könnte, der einmal Rechenschaft fordert, dessen
Gericht man ausgeliefert ist.
"Was kommt da wohl noch alles auf uns zu" wird zum oft gehörten
Satz.
Überlegungen und Pläne werden entworfen, möglichen
Gefahren und Unsicherheiten zu entgehen.
Sicherheit ist angesagt!
Die Verteidigungsbereitschaft wird erhöht, die Sicherheitsmassnahmen
verschärft und auf besondere Wachsamkeit geachtet.
Viele demonstrieren für den Frieden, - sind hier der Meinung,
man solle die Wälle ganz abbrechen, denn wo keine Mauern wären,
könne sie niemand erstürmen. Und kriegerische Auseinandersetzungen
könnten ganz einfach durch Toleranz und Anpassung verhindert
werden.
Andere rufen zum sparsamen Umgang mit den Rohstoffen auf:
Den schwierig zu gewinnenden Metallen, dem begrenzt vorhandenen Holz.
Und dann ist da noch der alte Handwerksmeister. Er wischt alles Gerede
und Geunke vom Tisch mit der Bemerkung, dass er, wie viele andere
Bürger auch, doch bisher nur seine Pflicht getan und gearbeitet
habe, Na ja, ein bisschen Vergnügen manchmal, aber im großen
und ganzen wären sie doch alle anständige Leute. Wer solle
ihnen Böses wollen.
Aber da gibt es noch einen Gott, den Gott Abrahams, Isaaks, Jakobs,
den Gott des Volkes Israels, das früher in Ägypten lebte
und nun auf Wanderschaft ist und heimkehrt in das von Gott versprochene
Land.
Und dieser Gott Israels hat um der Sünde der Stadt willen ihren
Untergang, die Zerstörung der Mauern und den Tod der Bewohner
beschlossen.
Die Stadt - eine verlorene Stadt.
Die Menschen der Stadt - verlorene Menschen.
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1.
RAHAB - DIE HURE
Natürlich gibt es in der Stadt auch einen Bereich für das
"horizontale Gewerbe".
Rahab, eine junge Frau, eine Hure, eine Prostituierte, hat hier direkt
an der Stadtmauer ihr Haus.
Sie hat hier quasi ihren Betrieb aufgemacht.
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2.
RAHAB - IHR GLAUBE
Woher hat Rahab ihrem Glauben an den Gott Israels?
Kein "gläubiges Elternhaus", kein "Kindergottesdienst",
keine "Kirche", in der sie am Sonntag "Gottes Wort"
hören kann.
Sie ist eine Heidin aus dem Volk der Kanaaniter. Sie wohnt in einer
Stadt, die Gottes Zorn reif für das Gericht hält.
Hier aufgewachsen, kommt sie früh auf die "schiefe Bahn",
hat sich - vielleicht von der Mutter dazu angeleitet - dem "Gewerbe"
hingegeben.
Von allem, was wir haben und für selbstverständlich halten,
hat sie nichts: Keine Bibel, kein Gesangbuch, keine Predigt, keine
Bibelstunde.
Keine Mutter leitete sie zum Gebet an. Kein Vorbild gibt es und kein
Beispiel.
Sie hat ihren Glauben, das Leben sozusagen auf der Strasse gefunden.
Hat vielleicht in Gesprächen am Brunnen von diesem Volk Israel
gehört. Das aus Ägypten ausgezogen war, seinen Weg mitten
durchs Rote Meer genommen habe, das von ihrem Gott am Tage von einer
Wolkensäule und des Nachts von einer Feuersäule geführt
wird.
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3.
RAHAB - IHR ZUHÖREN
Da kommen ein paar Fremde, Kundschafter aus dem Volk Israel in die
Stadt.
Ihr Weg führt in das "Freudenhaus".
Hier laufen anscheinend die Fäden der Stadt zusammen, hier gibt
es etwas zu erfahren.
Glaubenskrippe - Rahab - Hinter dem roten Seil.
Bild: [http://www.cristianet.com/jesucristonet/ninos/imabibli/persoat/rahab.jpg]
Es ergibt sich - eine Begegnung: Rahab und die Männer aus Israel.
So erfährt Rahab nun aus erster Hand von ihrem Gott.
Von JAHWE, der offensichtlich sehr viel kräftiger und "wirklicher"
ist, als die in der Stadt verehrten Götter.
Immer wieder neue Fragen der Rahab: "Wie erschuf euer Gott die
Erde? Warum wollten die Menschen von ihm nichts mehr wissen? Wie war
das mit der grossen Flut und Noah und dem Regenbogen?
Erzählt mir von Abraham und seiner Berufung, von Isaak und Jakob,
von Josef in Ägypten, dann von der späteren Knechtschaft
dort.
Wie war das mit Passah, als ihr vor dem Würgeengel, vor dem Tod,
sicher ward, hinter den mit Blut bestrichenen Türpfosten?
Erzählt von Mose, der euch aus der Knechtschaft geführt
hat.
Erzählt von der Stiftshütte, von den Geboten eueres Gottes.
Sagt mir, was ihr mit diesem Gott an Taten und Wundern erlebt habt."
Und es war bei Rahab kein Gähnen hinter der Hand vor Langeweile.
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4.
RAHAB - WARUM GERADE SIE?
Warum gerade die Hure Rahab? - Gibt es denn nicht "bessere",
"anständigere" Menschen in der Stadt?
Der Apostel Paulus schreibt viel später in ein paar Sätzen
die Antwort:
"Sondern was töricht ist vor der
Welt, das hat Gott erwählt, dass er die Weisen zu Schanden mache;
und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass
er zu Schanden mache, was stark ist;
Und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt
und das da nichts ist, dass er zunichte mache, was etwas ist.
Auf dass sich vor ihm kein Fleisch rühme."
1. Brief an die Korinther 1, 27 - 29
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5.
RAHAB - IHRE SORGE FÜR DIE MÄNNER ISRAELS
Kurz nach dem Eintreffen der Kundschafter erhält der "König"
die Nachricht: "Es sind israelische Männer eingetroffen,
die unsere Stadt erkunden wollen."
Der König schickt sofort Soldaten los: "Sucht sie!
Wo sind sie wohl? Wahrscheinlich im Freudenhaus bei Rahab!"
Rahab überlässt die Israeliten nicht den Häschern,
sondern versteckt sie unter Flachsstengeln auf dem Dach ihres Hauses,
stellt sich ahnungslos:
"Ja, da waren mal Männer da, aber ich weiß nicht,
wo sie herkamen, sie sind aber schon lange in Richtung Jordan wieder
fort. Wenn ihr schnell lauft, holt ihr sie bestimmt noch ein."
Und sie schickt die Soldaten in die falsche Richtung.
Glaubenskrippe - Rahab - Hinter dem roten Seil.
Bild: [http://www.americanvision.org/images/rahab.jpg]
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6.
RAHAB - IHR BEKENNTNIS
Es ergeben sich lange Gespräche zwischen Rahab und den Männern.
Und am Ende steht bei Rahab der Satz:
"Ja, bei euch ist der lebendige, wirkliche Gott. Ich habe Angst
vor seiner Gerechtigkeit, vor seinem Gericht.
Ihr kommt wieder, ich weiss es ganz sicher. Vergesst mich dann nicht.
Bitte helft mir, - schwört mir beim Herrn, hier herauszukommen
aus all dem, was hier abläuft.
Ich möchte leben und zu euch und zu euerem Gott gehören."
Und Rahab schließt in diese Bitte auch ihre Familie ein.
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7.
RAHAB - IHR SEIL
Als sich die Aufregung der Suche gelegt hat, lässt sie die Männer
an einem roten Seil die Stadtmauer hinab.
Glaubenskrippe - Rahab - Hinter dem roten Seil.
Bild: [http://www.wcg.org/]
Ehe die Boten Abschied nehmen, vereinbaren sie mit Rahab ein Erkennungszeichen:
"Lass dieses Seil, dieses rote Seil, als Erkennungszeichen im
Fenster hängen! Dann soll dein Haus beim Sturm auf die Stadt
verschont bleiben.
Und versammle deine Verwandten und Freunde zu dir ins Haus, dann werden
auch sie bewahrt sein."
Und kaum sind die Männer fort, - Rahab wartet nicht, -
sofort knüpft sie das rote Seil ins Fenster.
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8.
RAHAB - IHRE SORGE FÜR DIE ANDEREN
Rahabs neuer Glaube ist bei ihr nicht "Privatsache",
sie denkt nicht nach dem Motto: "Das muss jeder selbst entscheiden".
Sie versteckt den Schatz ihres Glaubens nicht.
Ihre Verantwortung, Sorge und Liebe gehört sofort auch den
Anderen.
So geht sie nun schnell von Haus zu Haus und lädt herzlich
und dringend ein:
"Kommt doch zu mir in mein Haus! Das Volk Israel wird bald
hier sein und die Stadt erobern und jeden umbringen.
Ihr Gott ist ein mächtiger Gott, der den Sieg gibt.
Bei mir hängt ein rotes Seil im Fenster. Das garantiert Sicherheit.
Ich habe das feste Versprechen. Bei mir hinter diesem roten Seil
seid ihr sicher."
Ob wohl alle Verwandten der Einladung Rahabs folgen?
Manche wollen noch überlegen:
"Ach ja, Rahab, ein bisschen überspannt warst du schon
immer. Wir sind doch auch religiös. Und die Israelis sind ja
noch lange nicht da. Wir werden, wenn wir mal Zeit haben, darüber
nachdenken."
Andere:
"Wie sollen wir denn bei dir sicher sein? - Dein Haus steht
doch direkt auf der Mauer. Das kommt doch als erstes daran."
Oder:
"Was vertraust du denn diesem läppischem roten Seil. Du
weisst doch gar nicht, ob die Kundschafter wirklich Wort halten.
Dir haben sie alles Mögliche versprochen, damit du ihnen hilfst.
Wahrscheinlich haben sie dich schon längst vergessen. Und wenn
sie zu Hause wirklich davon erzählen, bist du denn sicher,
ob sich diese Israelis wirklich an das Versprechen ihrer Kundschafter
halten?"
Oder, vielleicht manch einer ganz hart:
"Was willst denn du, gerade du, uns belehren, wo wir sicher
sein sollen. Hast du es gar mit den Feinden unserer Stadt? Was glaubst
du denn an diesen Gott Israels? Willst du damit mehr wissen und
besser sein und als wir? - Du Nutte!
Uns interessiert dieser fremde Gott nicht. Wir bleiben, wo wir sind
und damit pasta!"
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9. DIE STADT - DAS ENDE
Unter grossem Feldgeschrei des Volkes Israel und unter dem Ton der
Posaunen fallen die Mauern. Gott selbst stürzt die Mauern ein.
Krieger erstürmen die Stadt.
Glaubenskrippe - Rahab -
Hinter dem roten Seil.
Bild: [http://www.christiananswers.net/q-abr/abr-a011.html]
Ein furchtbares Chaos, Getümmel und Jammergeschrei, ein grausames
Hinschlachten von "Mann und Weib, von
jung und alt, von Ochse, Schafe und Esel".
Manch einer erinnert sich jetzt noch schnell an die Einladung Rahabs:
"Komm doch in mein Haus, hinter dem roten Seil bist du sicher".
Wochenlang hatte Rahabs Haus offen gestanden. Oft hat Rahab eingeladen,
in ihr Haus zu kommen.
Jetzt ist es zu spät!
Keiner wird verschont, der nicht im Haus Rahabs ist.
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10.
HINTER DEM ROTEN SEIL
Mitten im Chaos der Eroberung ist ein Haus in der Stadt unzerstört
und liegt in tiefem Frieden.
In einem der Fenster weht ein rotes Seil.
Das Haus der Rahab. Das Haus der Errettung.
"Durch den Glauben ward die Hure Rahab
nicht verloren mit den Ungläubigen, da sie die Kundschafter freundlich
aufnahm."
Gerettet mit ihren Eltern und Brüdern und sonstigen Angehörigen
durch das rote Seil.
Und während sie ihre wunderbare Errettung noch gar nicht fassen
können, kommen die Kundschafter und führen Rahab und die
Ihrigen heraus in das Lager der Israeliten.
Dieses Herausführen, diese Umkehr, ist nicht nur Rettung,
- es ist damit auch alles Alte vergangen, es ist alle Sünde vergeben,
es ist alles neu geworden - Rahab ist angenommen - gehört zum
Volk Gottes.
Auch als heidnische Frau, - auch als Hure!
Rahab wohnt später in Israel. Heiratet Salma.
Wird "durch den Glauben" die Urgrossmutter von Isai, dem
Vater von König David und dadurch eine Ahnmutter von Jesus, dem
Heiland.
So wie das Blut des Passah, ist das rote Seil Wegweiser auf das Blut
Jesu, das am Kreuz für uns vergossen wird:
Unter dem Kreuz ist Geborgenheit vor dem Gericht Gottes, ist Umkehr,
ist Vergebung, ist Neuanfang möglich.
Das Thema der Rahab, in der "Gegenwart" erzählt,
eine uralte Geschichte der Bibel.
Doch noch heute lädt diese Geschichte
ein, hinter das rote Seil, unter das Kreuz - zu Jesus!
Nürnberg, Anfang 2004
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Die Ausarbeitung erfolgte in Anlehnung an: Ernst Moderson: Durch den
Glauben - Hinter dem roten Seil. [21]
Weiter wurden verwendet:
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