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GESCHICHTE - LUDWIG-DONAU-MAIN-KANAL

Geschichte Bilder

Der Ludwigskanal.
Seine Entstehung und Bedeutung als Handels-Strasse
von
Friedrich Schultheis.
Mit 26 in Stahl gestochenen Ansichten von
Alexander Marx
Nürnberg, 1847

Geschichte Bilder

Pittoreske Ansichten
des
Ludwig-Donau-Main-Kanals
Gezeichnet, auf Stahl gestochen und herausgegeben von Alexander Marx
Kupferstecher in Nürnberg.


LUDWIGKANAL - LUDWIG-DONAU-MAIN-KANAL

Nach der napoleonischen Ära hatten im neuen Königreich Bayern die Konsolitierungsarbeiten absolute Priorität. So wurde unter König Maximilian I. der Kanalgedanke nur sehr zögerlich aufgegriffen.

Um 1820 beauftragte er jedoch Georg von Reichenbach, als Salinenrat ein ausgezeichneter Wasserbaufachmann, der sich bereits mit dem Bau der Salinenleitung zwischen Reichenhall und Berchtesgaden einen Namen gemacht hatte und inzwischen Vorstand der Obersten Baubehörde war, ein Gutachten für die Flussverbindung Donau - Main zu erstellen.

Reichenbach war jedoch gedanklich gefangen im tausendjährigen Mythos der Fossa Carolina und konzentrierte sich als mögliche Trassierung ausschliesslich auf diese Verbindung. Ein wesentliches Problem kannte er aus eigener Erfahrung: Erst unter napoleonischen Einfluss war in Bayern begonnen worden, das Land in Form von Steuer-Katasterblättern im Maßstab 1 : 5000 zu vermessen. Das für eine Kanalplanung unentbehrliche Höhennetz war erst im Aufbau und nur bruckstückhaft vorhanden.
Bevor Reichenbach seine Planungen zu Ende bringen konnte, erkrankte er und kehrte nicht mehr ins Amt zurück. 1825 verstarb König Maximilian I. und Ludwig I. bestieg den bayerischen Thron.

Einer der ersten Befehle des neuen Königs an die Oberste Baubehörde betraf die Ausarbeitung eines konkreten Bauplanes "für einen Kanal zur Verbindung der Donau mit dem Main und Rhein".
Da absehbar Reichenbach nicht mehr seinen Dienst als Vorstand antreten konnte, wurde ein neuer Vorstand eingesetzt.

1826 starb Georg von Reichenbach.

1818 war Heinrich von Pechmann war als Oberbaurat an das "Centrale Brücken-, Wasser- und Straßenbau Bureau" in München berufen worden.
Verschiedene Wasserbauprojekte brachten ihn indirekt mit den Kanalbau-Ideen der Donau-Main-Verbindung in Kontakt.
Umfangreiche Dienstreisen ermöglichten ihn, sich ausgiebig über die örtlichen Gegebenheiten - sowohl über Reichenbachs Planung als auch über alternative Trassierungen - zu informieren. Zugute kam ihm hier offensichtlich seine militärische Vergangenheit, mit der gelernt hatte, Geländestrukturen zu beaurteilen, sowie sein sich fast autodikdaktisch angeeignetes technisches Verständnis.

Pechmann schreibt später darüber:
"Ich konnte nun ungehinderter mich mit den von mir zu machenden Vorschlag der Führung des Kanales über Neumarkt befassen und begann erneut, diese Gegenden genauer auf ihre Eignung dafür zu untersuchen, was bei einer dorthin, aber für andere Zwecke, durchgeführten Dienstreise geschehen konnte.
Unterdessen hatte der neuberufene Vorstand der Obersten Baubehörde seine Anweisungen für die Ausarbeitung des Bauentwurfes erteilt, die ich für völlig unbrauchbar hielt und folglich unbeachtet lies. Dabei konnte ich kaum in Verlegenheit kommen, weil der Verfasser dieser Anweisungen bald darauf Urlaub für eine ziemlich lange dauernde Badereise erhielt. Jetzt erst konnte ich mich ganz ungehindert den Untersuchungen der Gegenden widmen, durch welche der Kanal nach meiner Meinung geführt werden sollte.

Ich war von jeher überzeugt gewesen, daß, wenn man einen Plan für ein ähnliches, umfangreiches Projekt, sei es ein Kanal, sei es eine Landstraße oder eine Eisenbahn, entwerfen soll, man, ehe man zur Anwendung der Niveliermaschine oder des Meßtisches schreitet, sich vorher eine genaue Ortskenntnis verschaffen soll und danach einen vorläufigen Plan entwerfen soll. Durch Anwendung der notwendigen hydrotechnischen und geometrischen Hilfsmittel soll dieser vorläufige Planentwurf durch die allenfallsigen Berichtigungen und Erkenntnisse seine Vollständigkeit und Vollendung erhalten. Nur dadurch kann man manche überflüssige und teuere Arbeit in Richtungen vermeiden, welche sich später als entbehrlich herausstellen.

Allerdings ist dem, welcher dieses Verfahren mit Erfolg anwenden will, die Gabe nötig, eine Landschaft in Beziehung zu dem beabsichtigten Zweck ohne Anwendung künstlicher Mittel richtig zu beurteilen.
Ich hatte zugleich mit dem Entwurf für den Ludwigskanal den Plan für einen früher von mir vorgeschlagenen Kanal vom Fuße der Alpen in den Ammersee, aus diesem nach München und von dort bis in die Donau zu entwerfen. An diesen, nach meiner Weise vorläufig gemachten Entwürfen fand ich nach den abgeschlossenen hydrotechnischen und geometrischen Arbeiten nur wenig zu ändern, wie ich insbesondere in Beziehung auf den Ludwigskanal ausführlich zeigen werden.

Ich legte nunmehr der Allerhöchsten Stelle (= der König) meine Ansichten über den zu entwerfenden Kanalplan als das Ergebnis meiner, obwohl noch unvollständig gemachten Untersuchungen vor, denn ich konnte sie bis jetzt nur unter ziemlich beschränkten Umständen machen und erhielt nun endlich den Auftrag, die erforderlichen genaueren Untersuchungen und wissenschaftlichen Vorarbeiten, die dem zu entwerfenden Plan zur Grundlage dienen sollten, vorzunehmen, oder vielmehr zu leiten. Ehe ich zur Darstellung dieser Arbeiten und ihrer Ergebnisse übergehe, will ich meinen von denselben gemachten Entwurf, welcher dadurch, nach nur wenigen als notwendig erkannten Änderungen, seine Bestätigung erhielt, meinen Lesern mitteilen. Da ich hier keinen Plan dieses Kanales darstellen kann, so muß ich sie entweder auf eine genaue Karte von Bayern, die Katasterblätter oder auf den Kanalatlas verweisen, welcher später von der kgl Regierung versendet worden ist. Doch wird dieser nur wenigen Lesern zu Gesicht gekommen sein."

Die aufgeführten Dokumente schildern - jeweils in ihrer zeitlichen Sicht - sehr eindrücklich den Bau des Kanals. Angefangen von den vorausgegangenen Diskussionen, den unterschiedlichen Ansichten, den politischen Einflussgrössen, der Finanzierung, des Neides und der Missgunst, bis hin zum eigentlichen Bau, welcher eigentlich im Vergleich die kleinste Sache darstellte. Manche Passagen erinnern an heutige Abwicklungen grosser Bauvorhaben und viele Sätze könnte man in heutige Berichterstattung 1:1 kopieren.

Geschichte Bilder

Die Kanalverbindung des Rheins mit der Donau.
Kleinschrod: München 1834


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last update: geschichte_ludwigskanal.htm / 04.05.2014
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