Dieser Frage geht Pfarrer Wilhelm Busch in seinem Andachtsbuch "365
MAL ER" nach.
Für den 27. Dezember schreibt er:
"... denn sie hatten keinen Raum in der
Herberge. Lukas 2, 7
Es muss ein elender Raum gewesen sein, in dem Gott Mensch wurde!
Wer in dem Kinde den Sohn Gottes erkannt hat, dem ist diese Armut
fast unerträglich.
So singt Paul Gerhardt:
"... ach, Heu und Stroh ist viel zu schlecht.
Samt, Seide, Purpur wäre recht,
Dies Kindlein drauf zu legen."
Wir müssen es eben immer neu lernen, dass gerade diese ganze
"Entäusserung" des Sohnes Gottes das Schönste
an ihm ist. Die Bibel sagt: "Er war arm um unsertwillen, dass
wir durch seine Armut reich würden."
Dieser Stall ist aber nicht nur ein elender Raum, sondern er ist auch
ein Raum der Elenden.
Ein moderner Dichter schrieb:
"Man muss schon fragen,
Ob es sich lohnt,
Die Welt zu erlösen.
Wenn man fragt,
So muss man schon sagen,
Dass ausser der alten
Asthmatischen Frau,
Die drüben im Hause
Immer nach Luft ringt,
Dass ausser dem blinden Krüppel
... Und dem scheuen,
Verzweifelten Jungen,
Der sich heimlich erhängen wollte,
Eigentlich niemand
Auf ihn wartet.
... Wir hängen am besten
Ein Schild an die Türe,
Dass mangels Beteiligung
Und Interesse
In diesem Jahre
Die Menschwerdung ausfällt."
Nein! Dieses Schild wird nicht an die Türe gehängt! Die
Menschwerdung Gottes findet statt - und zwar gerade für die "alte
asthmatische Frau" und für den "scheuen, verzweifelten
Jungen" und für elende Herzen, für beladene Gewissen,
für Menschen, die mit sich selbst nicht fertig werden, für
die, die Furcht vor Gott haben."
Busch, Wilhelm: 365 mal ER, Gladbeck 1966, Schriftenmissionsverlag
Gladbeck [12]
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