Da stehe
ich vor dieser Mauer.
Beobachte die Menschen um mich:
Altehrwürdige Schriften werden gelesen, - einige hören zu,
andere reden, bitten, danken, beten an.
Zettel mit Anliegen und Bitten stecken in den Ritzen zwischen den
Steinen.
Vieles mutet eigentümlich, ungewohnt, fremd an:
Dort geht ein orthodoxer Jude mit Hut und Schläfenlocken..
Da kommt ein junger Israeli in Uniform, stellt das Schnellfeuergewehr
ab und betet.
Meine Gedanken gehen zu den Aussagen der Bibel, die vom Tempel berichten.
Wer ist dieser Gott, den man in diesem Tempel verehrte und der an
diesem verbliebenen Mauerrest noch angebetet wird?
Kenne ich IHN?
Ist es DER, von dem Maria in ihrem "Magnificat" spricht?
"Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den
Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilands; denn
er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an
werden mich selig preisen alle Kindeskinder; denn er hat große Dinge
an mir getan, der da mächtig ist und des Name heilig ist. Und seine
Barmherzigkeit währet immer für und für bei denen, die ihn fürchten.
Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind
in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt
die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lä&azligt die Reichen
leer. Er denkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel
wieder auf, wie er geredet hat unsern Vätern, Abraham und seinem
Samen ewiglich. "
Lukas 1, 46 - 55
Der Gott der "Väter, Abraham und seinem Samen ewiglich"?
"Und der HERR sprach zu Abram: Gehe aus
deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters
Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.
Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen
und dir einen großen Namen machen, und sollst ein Segen sein.
Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen;
und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden."
1. Mose 12, 1 - 3
"Als nun Abram neunundneunzig Jahre alt war,
erschien ihm der HERR und sprach zu ihm:
Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm.
Und ich will meinen Bund zwischen mir und dir machen und ich will
dich gar sehr mehren. Da fiel Abram auf sein Angesicht.
Und Gott redete weiter mit ihm und sprach:
Siehe, ich bin's und habe meinen Bund mit dir, und du sollst ein
Vater vieler Völker werden. Darum sollst du nicht mehr Abram
heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn ich habe
dich gemacht zum Vater vieler Völker und will dich gar sehr
fruchtbar machen und will von dir Völker machen, und sollen
auch Könige von dir kommen. Und ich will aufrichten meinen
Bund zwischen mir und dir und deinem Samen nach dir, bei ihren Nachkommen,
daß es ein ewiger Bund sei, also daß ich dein Gott sei
und deines Samens nach dir, und ich will dir und deinem Samen nach
dir geben das Land, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land
Kanaan, zu ewiger Besitzung, und will ihr Gott sein."
1. Mose 17, 1 - 8
Der Gott Jakobs / Israels?
"Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte
anbrach.
Und da er sah, daß er ihn nicht übermochte, rührte
er das Gelenk seiner Hüfte an; und das Gelenk der Hüfte
Jakobs ward über dem Ringen mit ihm verrenkt. Und er sprach:
Laß mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber er
antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. Er sprach:
Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du
hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist obgelegen."
1. Mose 32, 25 - 28
"Selig, ja selig ist der zu nennen,
des Hilfe der Gott Jakobs ist,
welcher vom Glauben sich nicht lässt trennen
und hofft getrost auf Jesum Christ.
Wer diesen Herrn zum Beistand hat,
findet am besten Rat und Tat.
Halleluja, Halleluja."
Johann Daniel Herrnschmidt in einem Lied nach
Psalm 146 "Lobe den Herrn, o meine Seele".
Der Gott, den ich schon so oft im "Glaubensbekenntnis" nannte?
"Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächten,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn ..."
Der Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus?
"Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen
nicht, wo du hin gehst; und wie können wir den Weg wissen?
Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater. Und von
nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater, so genügt
uns.
Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich
nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater; wie sprichst
du denn: Zeige uns den Vater?
Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir?
Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst.
Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke.
Glaubet mir, daß ich im Vater und der Vater in mir ist; wo
nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen.
Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die
Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese
tun; denn ich gehe zum Vater.
Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf
daß der Vater geehrt werde in dem Sohne."
Johannes 14, 5- 13
Und dann, auf einmal, trotz aller Unterschiede, bin ich nicht mehr
Tourist, Zuschauer, Beobachter, sondern finde ich mich unter denen,
die hier Gott den Vater anbeten:
"Unser Vater im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden ..."
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