ZEIDLER
Waldbienenhaltung ist in Bayern bereits im 959 in der Gegend von Grabenstätt
nachgewiesen.

Grabenstätt.
Wirtschaftshof des ehemaligen Schlosses und heutigen Rathauses.
Schon lange vor der Gründung der späteren freien Reichsstadt
Nürnberg lebten im Wald dieser Gegend Zeidler und Köhler,
die den unermesslichen Schatz des Waldes nutzten:
Honig, die damals einzige Quelle für Süßstoff. Waben
für das Wachs der Kerzen in Burgen, Kirchen und Städten.
Mit den Kräutern und Heilpflanzen des Waldes spendeten die Klosterapotheken
vielen Menschen Hilfe. Holzkohle der Köhler diente für die
Heizungen. Waldfrüchte für die Tafeln.
Nürnberger Lebkuchen wären ohne den Honig der Zeidler nicht
denkbar gewesen.
Damit war der Reichswald um Nürnberg - mit den Orten Feucht und
Röthenbach - ein wichtiger Standort für die Zeidlerei.
Im Gegensatz zu den heutigen Imkern, die die Bienen als "Haustiere"
in Bienenstöcken oder Bienenkörben halten, wurde hier gewerbsmäßig
Honig von wilden oder halbwílden Bienenvölkern gesammelt.
Zum Teil half man etwas nach und baute man oben in den Bäumen
künstliche Höhlen (Beuten), die von den Bienen benutzt werden
konnten.
Die Kaiser, als die privilegierten "Eigentümer" des
Waldes, erkannten den großen Nutzen der Zeidlerei und förderten
diese durch besondere Bevorzugungen:
Die Zeidler durften eigene Zünfte bilden und eine eigene niedrige
Gerichtsbarkeit ausüben. Ihnen war ferner erlaubt, in den Wäldern
eine eigene Waffe (Armbrust) zu führen. Kaiser Karl IV. legte
diese reichsunmittelbaren Privilegien 1350 in einer eigenen Urkunde
fest.
Als Gegenleistung für den Kaiser sorgten die Zeidler für
sicheres Geleit durch die Wälder und führten jährlich
Wachs an den kaiserlichen Hof ab.
Mit der Gewinnung von Zucker aus Zuckerrohr, im 19. Jahrhundert aus
Zuckerrüben, büßte der Honig seine Rolle als Süßstoff
und als Luxusprodukt ein. Mit zunehmender Zahl von Imkereien für
Bienenhonig und Bienenwachs, und synthetischer Gewinnung von Wachs
aus Steinkohle und Erdöl nahm die Bedeutung der Zeidlereien schnell
ab.
|