4. Die frühe Kirche - Ochs und Esel

"Christen" wurden die Menschen genannt, die "geglaubt und erkannt hatten, dass Jesus der Christus, der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes" sei.
Zunächst waren das Menschen aus dem jüdischen Kulturkreis.

Durch "Mission" - vor allem durch den Apostel Paulus - kamen immer mehr Menschen aus dem "heidnischen Umfeld" dazu.
Diese Mission war also zunächst kein "sozial-diakonischer Auftrag", sondern ein "Verkündigen", ein Erzählen der "Frohen Botschaft", dass es da - so wie die alten (jüdischen) Schriften sagen - einen "Schöpfer des Himmels und der Erde" gibt. Keine von Hand gemachte Figur in irgendeinem Tempel, von der unser Schicksal abhängt, sondern ein "lebendiger Gott".
Und dieser Gott hat seinen Sohn als "Opfer-Lamm" für unsere Erlösung am Kreuz sterben lassen.



Abendmahl.
Bild: Preuschen, Erwin, Dr.: Kirchengeschichte für das christliche Haus, Reutlingen 1912, Enßlin und Laiblin


Zentrales Thema war damit unter anderem die Geburt dieses Erlösers.
So entstanden bereits in der Frühzeit des Christentums Bilder, die "Krippenszenen" darstellen, wie z.B. die Darstellung des Kindes, der Besuch der Weisen, die ihre Geschenke darbringen, die Anbetung des Kindes durch die Weisen, etc.

Die Christen aus den heidnischen Kulturkreisen sahen zunehmend verachtend auf die Juden, die nicht an Jesus als den Messias glaubten, sondern nach wie vor in der "Wartestellung" verharrten. Im Verständnis wurde das von Gott erwählte Volk Israel durch das erwählte Volk der "Kirche" ersetzt. Obwohl bereits Paulus in seinem Brief an die Römer sehr klar das Verhältnis zwischen Juden und Heiden darstellte, nahm die hochmütige, judenfeindliche Haltung zu. Ja, man beschimfte Juden u. a. als "Gottesmörder". Die ersten Pogrome nahmen ihren Anfang.

Unter diesen Gesichtspunkten entstanden wahrscheinlich die ersten Darstellungen von Ochs und Esel an der Krippe.
Als Legitimation benutzte man ein Wort aus dem ersten Kapitel des Propheten Jesaja:
"Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk vernimmt's nicht".

In der Folgezeit bildeten sich dann viele Legenden und Erklärungen zu diesen beiden Figuren. Und damit gehören sie heute einfach zu einer Krippe dazu.



Krippenrelief.
Wahrscheinlich Faenz. Um 1510. Courtesny of Wadsworth Atheneum Hartford (Conn.)
Bild: Berliner, Rudolf: Die Weihnachtskrippe, München 1955: Prestel


Die frühe Kirche wurde durch massive Auseinandersetzungen um den "richtigen Glauben", um die "rechte Erkenntnis der Wahrheit" erschüttert.
An Stelle des "jüdischen Denkens" machte sich viel Gedankengut aus der hellenistischen und der römischen Welt breit. Dazu kamen z. T. "morgenländische" Ideologien.
Letztlich ging es hier wieder um die alte Geschichte wie ganz am Anfang bei Eva: "Seinwollen wie Gott und wissen, was gut und böse ist".
Augustinus war einer von denen, der - wenn auch manchmal mit sehr fragwürdigen Mitteln - der Kirche wieder eine Richtung gab und sich als "Kirchenvater" bewährte.